Friedhof Kleinern

Dorferkundungspfad Kleinern: (Tafel 8)

Im Mittelalter wurden Friedhöfe gleichzeitig als Obstgärten genutzt. Dies lässt sich einem Klosterplan aus dem 9. Jahrhundert, der für St. Gallen entworfen wurde, entnehmen. Der Plan galt als Idealplan und war sämtlichen Klöstern zur Nachahmung empfohlen. Die Obstbäume dienten nicht der Selbstversorgung, sondern sie hatten symbolischen Charakter. Gleichzeitig könnte der Obstgarten auch als "Versuchsgelände" verstanden werden, wo sich der Gärtner bemühte, ausländische Sorten zu ziehen um die außerhalb der Klostermauern gelegenen Obstbäume zu veredeln.

Auf dem St. Gallener Klosterplan stand auf dem Friedhof das Kreuz im Mittelpunkt. Dieses kann man sich auch als liegendes Kreuz denken, das mit bunten Mosaiken ausgelegt war. Um das Kreuz herum gruppierten sich die Gräber auf einer Wiese, die die Paradieswiese symbolisierte. Die Obstbäume mit ihrem Lebensrhythmus von Winterruhe, Blüte und Frucht galten als Sinnbild der Auferstehung. Tatsächlich reicht die Vereinigung von Baumpflanzung und Grab über die klassische Antike bis in die frühen Hochkulturen des Nahen Ostens zurück. Auch Israeliten war der Garten als Grabstätte bekannt. Josef von Arimathia hat Jesus in seinem eigenen Garten begraben (Markus 15, 42 bis 47).

In neuerer Zeit machte der Dichter Theodor Fontane mit dem Gedicht “Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ auf diese alte Tradition aufmerksam. Der Herr von Ribbeck ließ sich eine Birne mit ins Grab legen, weil er den Geiz seines Sohnes vorausahnte. Denn dieser würde nicht wie der Vater seine Birnen im Herbst an Kinder verschenken.

Friedhof Kleinern

Der Friedhof von Kleinern liegt im Norden des Dörfchens am Ende der Weinbergstraße.

Im Zeitraum 1681 bis 1694 ließ Graf Christian Ludwig die für den Hof zu kleine Dorfkirche durch die heutige barocke Anlage ersetzen. Im Zuge dieser Maßnahme wurde auch der vorhandene Friedhof von der Bergstraße an seinen heutigen Platz verlegt.

Das Ehrenmal entstand 1963 und wurde von Christian Giesing (Kleinern) und Karl Michel (Gellershausen) aus Anröchter Bruchsteinen gemauert.

Fünf Jahre später (1968) wurde - ebenfalls aus Anröchter Bruchsteinen - die Friedhofskapelle erbaut.

Unternehmen und Vereine in Kleinern, Freunde des Dörfchens sowie Kleinersche Bürgerinnen und Bürger haben 2003 "Bausteine" im Wert von je 50 € erworben und / oder mit einer Spende zur Anschaffung der neuen Bänke im Eingangsbereich der Friedhofskapelle beigetragen.

Dorferkundungspfad-Tafeln:

Weg ist gelb gekennzeichnet