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Ein arbeitsreiches Leben                                                         HNA, 17. November 2006

Maurermeister Heinrich Blümer aus Kleinern wird heute 100 Jahre alt

Kleinern. Heinrich Blümer feiert heute seinen 100. Geburtstag im Dorfgemeinschaftshaus von Kleinern. Der älteste Einwohner im Edertal ist für sein hohes Alter in einer gesundheitlich zufrieden stellenden Verfassung, sagt seine Familie, bei der der Jubilar lebt.

Zu den zahlreichen Gratulanten werden heute zwei Söhne, vier Töchter, elf Enkel, acht Urenkel sowie Schwiegertöchter und -söhne gehören.

Heinrich Blümer wurde 1906 als erstes Kind seiner Eltern Wilhelm und Marie Blümer in Kleinern geboren. Nach der Volksschule und der Konfirmation trat er 1921 bei Maurermeister Arendt in Gellershausen eine Maurerlehre an. Nach bestandener Gesellenprüfung arbeitete er bei verschiedenen Firmen. Weil er ein tüchtiger Bursche war, wurde er angehalten, sich weiterzubilden und eine Bauschule zu besuchen. Die absolvierte er in Kassel und Höxter und bestand 1933 das Examen als Bau-Ingenieur. Drei Jahre später legte er die Maurermeister-prüfung mit Erfolg ab. Sein Ziel war es, das väterliche Maurergeschäft auszubauen.

1941 wurde Heinrich Blümer zur Wehrmacht eingezogen. Während eines kurzen Heimaturlaubs heiratete er im März 1942 in Kleinern seine Verlobte Anna Müller. Im Juni 1945 kehrte der Jubilar nach Kleinern zurück. Sohn Reinhard war inzwischen zwei Jahre alt.

In den Nachkriegsjahren betrieb er sein Maurergeschäft mit teilweise sechs bis sieben Maurern. Für den Eigenbedarf baute er einen Stall für die kleine Landwirtschaft, Lagerräume für das Geschäft und einen Wohntrakt an das vorhandene Altgebäude an. Weitere fünf Kinder wurden in dieser Zeit geboren.

Heinrich Blümer und seine Frau Anna lebten ein arbeitsreiches Leben. Bescheidenheit und Zufriedenheit waren ihre Begleiter. Erst mit 80 Jahren war Blümers Berufsleben beendet. Aber er gab den Betrieb nur ungern auf, sagen seine Kinder: „Er würde wohl heute noch gern auf dem Baugerüst stehen, wenn er besser sehen könnte.“

Heinrich Blümer ist nicht der Typ, der sich hinter den Ofen setzt und so war er um Haus und Garten tätig. Es wurden neue Obstbäume gepflanzt und alte Bäume mit guten Apfelsorten veredelt. Er kümmerte sich um die Kaninchen, hielt das ums Haus wachsende Unkraut klein und versorgte den Kohlenherd in der Küche mit Holz, indem er täglich zwei Körbe Ofenholz herrichtete und die Treppe hoch trug. Oft und gern ging er mit den Enkelkindern spazieren.

Am 7. März 1992 feierten er und seine Frau Goldene Hochzeit. Seit dem Tod seiner Frau Anna im Jahr 2004 wird Heinrich Blümer von seinen Söhnen und Töchtern im eigenen Haus in Kleinern versorgt und betreut. Sein Interesse am Tagesgeschehen und der großen Politik ist trotz Seh- und Hörschwierigkeiten immer noch groß.

Schutzengel und Obst

Wenn man Heinrich Blümer fragt, was er gemacht hat, um so alt zu werden, lächelt er und sagt: „Im Krieg schickte mir Gott einen Schutzengel. Ich wurde aus meinem Kampfgebiet rausgeflogen. Viel später erst habe ich erfahren, dass kein Soldat meiner Einheit überlebte.“ Aber nicht nur Gott, auch die Familie, die viele Arbeit an der frischen Luft und das Obst und Gemüse aus dem eigenen Garten haben ihn gesund erhalten, ist der 100-Jährige überzeugt. (eds)